Creative Commons Global Summit 2011

Cross-Posting von drüben.

Ich war vom 16.-18. September in Warschau beim Creative Commons Global Summit. Diese Konferenz ist quasi die Wikimania der Creative-Commons-Bewegung. Die Frauen-, Juristen- und Businessquote unter den 300 Teilnehmern waren allerdings bedeutend höher als bei den Treffen der Wikimedianer oder anderen Konferenzen zu Internetthemen.




Meine Motivation, zum Summit zu fahren, ergab sich zum einen aus meiner Tätigkeit bei Wikimedia Deutschland und dem Interesse an globalen Communities zum Thema Freies Wissen. Zum anderen habe ich 2006 meine Diplomarbeit zu Creative Commons in NGOs geschrieben, dazu viele Vorträge gehalten und versucht, andere Leute mit meiner Begeisterung für freie Lizenzen anzustecken. Die Reise nach Warschau hat sich in jedem Fall gelohnt und ich konnte mir einen guten Überblick über die aktuellen CC-Themen und -Personen verschaffen.

Version 4.0

Ein Highlight war die neue Lizenzversion 4.0: Diese Version wird zur Zeit gemeinschaftlich von dem CC Headquarter (der Organisation in den USA) mit den Affiliates (den Zuständigen für Community und Recht je Land), entworfen und diskutiert. Nutzer der CC-Lizenzen sind ebenfalls aufgerufen, sich zu beteiligen.

Spannend war für mich, dass darüber nachgedacht wird, die Portierung der Lizenzen ab Version 4.0 aufzugeben. Bisher wird die Ursprungslizenz für jedes Land übersetzt und an die jeweilige Rechtssprechung angepasst, nun soll es nur noch einen internationalen Vertrag je Lizenzvariante geben. Dieser soll in einfacher Sprache klar und deutlich aufzeigen, was die Lizenz erlaubt und was nicht. Ob dies allerdings juristisch und operativ machbar und der Text dann wirklich universal rechtssicher ist, muss noch geprüft werden. Dabei bliebe dann allerdings auch ein wichtiger Teil der kollaborativen, vernetzenden Lokalisierungsarbeit in den Ländern auf der Strecke.

Toll war auch der Vortrag von Mike Linksvayer, der ein paar provokative Thesen vorgestellt hat, den Non-Commercial-Bestandteil (NC) ab Version 4.0 gänzlich aus dem Lizenzbaukasten auszunehmen bzw. auszublenden oder NC komplett von Creative Commons zu trennen. Die Diskussion über den Sinn und Unsinn von NC ist ja nicht neu und betrifft uns insofern, als dass dieser Lizenzbestandteil (genau wie ND-keine Bearbeitung) nach unserer Definition eben NICHT frei ist.

Gerichtliche Durchsetzbarkeit der Lizenzen

Zweites größeres Thema war die gerichtliche Durchsetzbarkeit, also die Frage, ob die Lizenzverträge vor Gericht Bestand haben. Als Beispiel diente hier der aktuelle Fall aus Deutschland, bei dem ein Foto von Thilo Sarazin aus der Wikipedia durch eine rechtsextreme Partei verwendet wurde, ohne die Lizenzbedingungen einzuhalten. Die Lizenz wurde vom Landgericht Berlin bestätigt, und diese nicht-konforme Nutzung wurde verboten. Das ist übrigens der erste Fall in Deutschland, wo die Lizenzen von einem Gericht bestätigt wurden.

Back to the roots

Bei all den verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten, Herausforderungen und juristischen Diskussionen muss man sich doch des öfteren nochmal auf die Wurzeln der Lizenzen besinnen: Creative Commons sind keine Alternative zum Urheberrecht, sondern eine Lösung auf dem Weg zur Reform diese Rechtes, welches noch aus einer rein analogen Vergangenheit stammt. CC ist eher ein Plugin, das flexiblen Umgang mit dem Urheberrecht erlaubt, um eigenen Werken Freiheiten mitzugeben (und diese von Anfang an mitzudenken). Das war unter anderem auch Tenor in der – wie gewohnt – beeindruckenden Keynote von Lawrence Lessig. Ziel der Commons-Bewegung ist eben auch, die Remix-Kultur zu achten und zu fördern, damit wir nicht in eine Zukunft schlittern, in der Kinder, die „Sachen im Internet machen“, wie Terroristen behandelt werden.

Die globale Bewegung

Einzelne Vorträge beschäftigen sich auch mit der Rolle von CC in der globalen Commons-Bewegung. Es gibt viele Überschneidungen und Synergien, die aber längst nicht ausgeschöpft werden. Hier sehe ich große Parallelen zur Wikimedia-Bewegung und wünsche mir noch mehr Kollaborationen mit anderen Organisationen in der wunderbaren Welt des Freies Wissens, Freier Kultur, Freier Software.

Creative Commons steht indes vor der Herausforderung, klar zu definieren, wer überhaupt deren Community ist. Anders als bei den Wikimedia-Projekte, fehlt hier die eine Plattform bzw. ein Kanal zum Austausch mit allen Beteiligten. Wer gehört zur Community? Jede, die ihr Werk unter CC veröffentlicht? „Nur“ die CC Affiliates? Juristen, Künstlerinnen, Geschäftsleute? Der Summit war eine tolle Gelegenheit, CC-Aktivistinnen und Aktivisten aus aller Welt und mit den unterschiedlichsten Hintergründen zu versammeln und die Stimmung einzufangen. Ich find’s prima, dass ich dabei sein konnte!


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